Familienaufstellung bei Kontaktabbruch mit den Eltern
Kontaktabbruch zu Eltern: Mein Sohn hat vor 5 Jahren den Kontakt zu mir abgebrochen…
...ich möchte nichts unversucht lassen, um den Weg zu ihm wiederzufinden. Wenn es Themen gibt, die bei mir liegen, möchte ich sie bearbeiten.
Mit diesen Worten kontaktiert mich Uwe, der sehr unter dem Kontaktabbruch seines Sohnes leidet. Im Grunde kann er es sich überhaupt nicht erklären, warum sein Sohn so überhaupt keinen Kontakt zu ihm und zu seiner Frau haben möchte. Resigniert fügt er hinzu, dass, je mehr er und seine Frau versucht haben, wieder mit ihm in Kontakt zu kommen, umso mehr fühlten sie sich zurückgedrängt.
Wenn erwachsene Kinder den Kontakt zu den Eltern abbrechen
Wenn Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen, kommt dies für die Eltern oftmals völlig unverhofft. Die betroffenen Eltern bleiben ratlos und traurig zurück, und können sich überhaupt nicht erklären, warum sie ihre Kinder nicht mehr sehen sollen. In den meisten Fällen folgt auch ein Kontaktverbot zu den Enkelkindern, was besonders schmerzhaft ist. Die Arbeit mit Uwe hat mich inspiriert, diesen Artikel zu schreiben. Denn Beziehungsabbrüche innerhalb der Familie sind in unserer Gesellschaft keine Seltenheit.
Die wichtige Frage lautet: Was ist wirklich zwischen den Familienmitgliedern vorgefallen, das zu einem Kontaktabbruch geführt hat?
Gerade diese wesentliche Frage können wir mit einer Familienaufstellung für Kinder klären: Als Zuschauer von außen gewinnst du einen klaren Eindruck davon, wie die einzelnen Beziehungen innerhalb deiner Familie wirklich sind. Du kannst die Qualität der Beziehung wahrnehmen und verstehen, wie es zur Distanzierung kommen konnte.
Warum kommt es zu einem Kontaktabbruch der Kinder?
Man gibt das dem Kind, was man selbst vermisst hat und glaubt, dass das gut ist
Und genau darin scheint der Knackpunkt zu liegen. Wir alle reagieren aus unseren Erfahrungen und Prägungen heraus. In vielen Fällen entscheiden sich Eltern unbewusst, dass sie in ihrer Erziehung mit ihren Kindern vieles anders machen möchten als ihre Eltern. Oftmals geht es darum, was sie sich selbst gewünscht haben. So transferieren sie ihre eigene Wünsche und handeln aus tiefster Überzeugung, dass es gut so ist. Dies ist einer von vielen Ansätzen, wie sich Uwe den Kontaktabbruch seines Sohnes erklären will.
Als ich 9 Jahre alt war, starb mein Vater. Meine älteren Geschwister wohnten nicht mehr zu Hause. Das Verhältnis zu meiner Mutter war gut, sie vertraute mir. Schon sehr früh habe ich Verantwortung übernommen. In dieser Zeit fühlten sich viele aus meiner Familie aufgerufen, mich zu erziehen. Viele Verwandte traten mir autoritär entgegen und sagten mir, was ich zu tun und zu lassen habe. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich beschlossen, dass ich dafür sorgen würde, dass meine Kinder niemals von anderen sich etwas sagen lassen müssten. Ich selbst würde den Rahmen für meine Kinder setzen.
In der Familienaufstellung für sein Kind zeigte sich, dass es genau dieser gesetzte Rahmen war, den Uwes Sohn als extrem einengend empfand. Er nahm seine Eltern als Über-Eltern wahr.
Wenn erwachsene Kinder es in einem für sie ungesunden Familienklima nicht aushalten, entscheiden sie sich manchmal für einen Kontaktabbruch in der Familie. Wenn sie diesen Schritt wirklich gehen, haben sie oftmals jahrelang viel versucht, um zu erklären, dass die Familienatmosphäre erdrückend für sie ist. Oftmals wurden sie nicht gehört und nicht gesehen.
Kontaktabbruch zu den Eltern ist ein Hilfeschrei der Kinder
Kinder, die in einem für sie ungesunden Familiensystem aufgewachsen sind, möchten als Erwachsene nicht länger in der Vergangenheit gebunden sein, um nicht zu sagen gefangen sein. Deshalb machen sie oftmals auf eine ihnen mögliche Art und Weise auf die familiären Missstände aufmerksam. Sie sprechen sie an, sie schreien sie heraus, sie fordern, sie schreiben Briefe oder sie schweigen. In jedem Fall heißt die Botschaft: Schaut bitte her, hier stimmt was nicht.
Warum erwachsene Kinder den Kontakt zu Eltern abbrechen
Die Beziehungen der Eltern zu ihren jeweiligen Kindern können extrem unterschiedlich sein. Ich habe oft mitbekommen, dass sich Geschwister unterhalten und zu der abschließenden Frage kommen: Sind wir wirklich in demselben Elternhaus aufgewachsen? Die Erfahrungen und Wahrnehmungen einzelner klaffen manchmal auseinander. Die unterschiedlichen Zeitfenster, in die Kinder hineingeboren werden, beeinflussen in großem Maße die Beziehung zu den Eltern.
Uwe schildert in diesem Zusammenhang, dass er schon früh Verantwortung übernehmen musste. Sein großer Wunsch, sein großes Interesse und in der Folge sein Selbstverständnis waren, Verantwortung zu tragen.
Wir haben viel gearbeitet, wir waren gefordert. Es blieb wenig Zeit für emotionale Kontakte, für Kontakte überhaupt.
Auch das wurde in der Familienaufstellung bestätigt: Uwes Sohn fühlt sich überhaupt nicht gesehen. Für ihn sind seine Eltern diejenigen, die schematisch und erfolgreich ein Ziel nach dem anderen abarbeiten. Er hingegen sucht einen emotionalen und physischen Raum, wo Beziehung wirklich gelebt werden kann.
Gründe für Kontaktabbruch: Schwachstellen in der Bindung
Kommt es zu einem Kontaktabbruch innerhalb der Familie, kann man davon ausgehen, dass das familiäre Band erhebliche Risse aufweist. Dabei gibt es zweierlei Blickwinkel: den der Eltern auf das Kind und umgekehrt. Wenn ein erwachsenes Kind den Kontakt zu seinen Eltern abbricht, drückt es etwas Wesentliches aus, nämlich: Für mich bedeutet Familie etwas anderes. Ich fühle mich hier nicht angenommen. Genau diese Dynamik bestimmt Uwes Familienaufstellung.
Und ich war überzeugt, dass wir ein glückliches Familienleben hätten.
Und doch empfand der Sohn es ganz anders.
Ein Kontaktabbruch zu den Eltern geschieht nicht von heute auf morgen
Wenn ein Familienmitglied sich dazu entscheidet, den Kontakt abzubrechen, kannst du davon ausgehen, dass es bereits einen holprigen Weg hinter sich hat. Wirklich wichtige Themen wurden oder werden nicht angesprochen. In manchen Familien dürfen und sollen sie auch gar nicht angesprochen werden. Andere Familien wiederum sprechen zwar miteinander, aber nur über banale und belanglose Dinge. Damit der einzelnen innerhalb der Familie eine gesunde Identität entwickeln kann, braucht er emotionale Sicherheit und das Gefühl angenommen zu sein.
Bindung entsteht durch eine offene, ehrliche und wertschätzende Kommunikation. Jeder muss sagen dürfen, wie er sich fühlt und was er braucht. Ohne dafür verhöhnt und verpönt zu werden. Unter der Oberfläche brodelt es also schon lange, bevor es zu einem Kontaktabbruch in der Familie kommt. Doch meistens wollen das Eltern nicht wahrhaben. Oder sie denken, es ist eine Phase, die wieder vorübergeht.
Die hohe Kunst der gegenseitigen Wahrnehmung
Wer den anderen in seiner Ganzheit wahrnehmen möchte, muss sich dafür öffnen und auch bereit sein, sich selbst mal in Frage zu stellen. Denn nur mit der nötigen Offenheit kann jeder erkennen, welchen Anteil er daran hat, dass Beziehungen innerhalb der Familie nicht funktionieren.
Wer im ungesunden Maß sich und seine Befindlichkeiten in den Mittelpunkt rückt, handelt oftmals egoistisch, intolerant und grenzüberschreitend. Und spätestens dann gerät der andere völlig aus dem emotionalen Blickfeld. In einer Familienaufstellung kannst du verstehen, wie sich andere Familienmitglieder wirklich fühlen.
So erging es auch Uwe. Denn der Stellvertreter von Uwes Sohn berichtet unter Tränen, dass er ja mal gedacht habe, dass er genauso gut wie sein Vater sein könne. Kommt aber schließlich zu der Überzeugung, dass das schier unmöglich ist. Er zieht für sich die Schlussfolgerung, dass er bei einem Vater, der wirklich alles auf die Reihe kriegt, nicht bestehen kann. Er gesteht, dass er sich einen Vater gewünscht hätte, der auch mal Schwäche gezeigt hätte.
Betroffene Eltern können in einer Familienaufstellung begreifen, wie sich das Kind fühlt. Das hilft mit dem Kontaktabbruch des Kindes anders umzugehen und ein Stück weit Frieden zu schließen, sofern es nicht wieder zu einer Annäherung kommt.
Familienaufstellung als Lösung für Kontaktabbruch mit den Eltern
Die Lösung für Uwe und seinen Sohn besteht darin, dass Uwe über die Aufstellung erstmals begreifen konnte, wie es seinem Sohn wirklich ging. In einem stellvertretenden Dialog sind sich Vater und Sohn langsam nähergekommen. Uwe sprach darüber, wie es ihm ohne Vater ergangen ist, wie sehr er sich einen starken Vater gewünscht hätte, der für ihn da gewesen wäre. Aus diesem Wunsch heraus entwickelte sich eine Stärke, die dem Sohn keinen Raum mehr ließ. Vater und Sohn konnten sich nun aneinander wahrnehmen. Das brachte eine sehr ruhige und friedliche Energie in die Aufstellung. Das energetische Feld der Annäherung ist vorbereitet. Ich bin sicher, dass Uwe und sein Sohn wieder in Kontakt kommen werden.
Positive Aspekte des Kontaktabbruchs
Ich möchte ehrlich sagen, dass uns die letzten Jahre zu Demut geführt haben. Meine Frau und ich haben angefangen, uns zu hinterfragen. Was sollen wir daraus lernen, was nehmen wir daraus mit? Natürlich haben wir uns phasenweise als Opfer gefühlt. Doch auch beim größten Schmerz haben wir versucht, einen Sinn für uns selbst zu finden.
Diese Haltung hat Uwe sehr geholfen, mit der schwierigen Situation umzugehen.
Die Angst vor der Wahrheit?
Viele vermeiden es nämlich, sich der Realität zu stellen. Sie verdrängen, verleugnen oder negieren. Eins ist sicher: Wenn es Konflikte innerhalb der Familie gibt, sind alle beteiligt. Aber es ist zuweilen einfacher und bequemer, die Schuld anderen zuzuschieben. Oder die Angst vor der Wahrheit ist (unbewusst) so groß, dass man lieber ein Unglück nach dem anderen in Kauf nimmt.
Die Frage, die einen gesunden familiären Nährboden fördert, lautet stets: Welchen Anteil habe ich an der schwierigen Situation? Und wie kann ich dazu beitragen, damit es besser wird?
Wenn du mehr Klarheit in Bezug auf ein familiäres Problem haben möchtest oder eine Familienaufstellung für dein Kind machen möchtest, dann kontaktiere mich und vereinbare ein persönliches Kennenlern-Gespräch mit mir. Eine Familienaufstellung kann einen Kontaktabbruch mit den Eltern vermeiden oder sogar rückgängig machen.