Interview

Alessandra Fois

Wie bist Du zur Aufstellungsarbeit gekommen?

Ich bin vor vielen, vielen Jahren über eine Freundin zur Aufstellungsarbeit gekommen, die mir davon erzählt hat. Das klang sehr interessant für mich. Ich habe mir das angeguckt. Und zunächst für mich Aufstellungen gemacht. Und dann einige Jahre später, habe ich mich entschlossen, eine Ausbildung in diesem Bereich zu machen. Es war eine sehr, sehr intensive Ausbildung, die viel Zeit in Anspruch genommen hat.

Was fasziniert Dich an der Aufstellungsarbeit?

Bei den Aufstellungen finde ich zwei Aspekte faszinierend: Zum einen, dass diejenigen, die sich als Stellvertreter zur Verfügung stellen, tatsächlich in den „emotionalen Schuhen“ des anderen stecken. Sie nehmen genau diese Sensation und diese Gefühle wahr.

Und zum anderen ist interessant, dass der Betroffene in seiner Aufstellung erkennen kann, welche Dynamik in seinem System herrscht. Er kann so verstehen, warum er bestimmte Probleme im Leben hat.

Die Lösungsmöglichkeiten über eine Aufstellung sind immens. Über Familienaufstellungen kann jeder den Platz einnehmen, der für ihn bestimmt ist. Nur so kann der Mensch seinen Weg gehen, mit seiner ur-eigenen Kraft.

Für welche Situationen / Probleme ist die Aufstellungsarbeit besonders geeignet?

Eine Aufstellung ist eine systemische Arbeit. Das heißt, jeder Einzelne kann sämtliche Systeme, in denen er lebt, aufstellen: Das Familiensystem, die Ursprungsfamilie, die Gegenwartsfamilie, aber auch das Arbeitsumfeld oder innere Anteile.

Hellinger der Erfinder der Familienaustellung ist ja sehr umstritten. Wie wie gehst Du mit Hellinger um?

Herr Hellinger ist in der Tat umstritten. Er hat ja auch diese Mega-Aufstellungen gemacht, wo er die Leute auf die Bühne zitiert und danach wieder ins Publikum entlassen hat. Die meisten, die eine Ausbildung gemacht haben, auch ich, arbeiten aber nicht so. Ich arbeite mit viel kleineren Gruppen. Es gibt ein Vorgespräch, auch ein Nachgespräch. Ich hatte noch nie einen Klienten zur Aufstellung, der danach einfach so verschwunden ist. Die Menschen kommen wieder. Zum coachen, oder um sich das Thema noch einmal anzuschauen. Im Gegensatz zu Hellinger, habe ich zu meinen Klienten einen intensiven, sehr persönlichen Kontakt.

Welche Menschen, mit welchen „Problemen“ kommen zu Dir?

Ganz unterschiedlich. Zu mir kommen Menschen, die Probleme im beruflichen Umfeld oder zwischenmenschliche Konflikte haben. Innerhalb der Familie oder bei der Arbeit. Auch unterstütze ich Menschen bei finanziellen Sorgen. Und ich arbeite viel mit Menschen, die keinen Partner finden.

Gibt es ein Thema, das sehr viele Menschen „mit sich herumtragen“?

Ich glaube, dass viele Menschen sich selbst nicht mehr leben. Sie finden ihren eigenen Platz nicht. Fühlen sich fremdbestimmt, im Hamsterrad …. Zu mir kommen Menschen mit Burnout. Das Gute ist, dass immer mehr den Wunsch verspüren, selbstbestimmter und freiheitlicher zu leben. Die Resonanz ist riesig. Immer mehr Menschen versuchen über Energiearbeit oder über eine spirituelle Arbeit neue Impulse zu finden, um einen anderen Sinn für sich im Leben zu erkennen.

Wenn Menschen zu mir kommen, gehen Sie mit einem Leuchten in den Augen von hier weg. Und sind sehr, sehr dankbar. Und das ist auch das Schöne an der Arbeit.

Du hast Dich auch mit anderen Methoden der Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Gibt es etwas, was alle Methoden gemeinsam haben?

Es gibt viele Methoden, die darauf abzielen, dass der Mensch zu sich selber findet. Jeder muss für sich das Passende finden. Unterschiede sind sicher in der Anwendung da, aber ich glaube, dass das die Ergebnisse im Endeffekt ähnlich sind.

Aufstellungen kann man ja schlecht zu Hause selber machen. Oder doch?

Aufstellungsarbeiten kann man nicht alleine zu Hause machen. Für Klienten, die nicht so gerne in der Gruppe arbeiten, biete ich zum Beispiel meine Familienaufstellungen online oder Einzelsettings an.

Du arbeitest seit vielen Jahren mit Menschen. Was magst Du besonders an Deinem Beruf?

Mit Menschen zu arbeiten bedeutet, mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammenzutreffen. Das ist eine große Bereicherung. So viele Menschen kennenzulernen, ist ein Geschenk. Ebenso das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Ich bin sehr glücklich, dass ich Menschen auf ihren Weg begleiten darf. Das macht meine Arbeit so wunderbar.

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